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balancer

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Angelegt: 14.09.2010
von: Carsten (Inoculator)
Zweck: Aufbau und Erklärung eines analogen Balancers
BETA-Hinweis: Dieser Artikel ist in Entwicklung und nicht vollständig, solange der Hinweis steht.

Analoger Balancer

Präambel:

Der vermehrte Einsatz von Lithium Zellen hat auch die Diskussion über das Batteriemanagement angefacht. In diesem Artikel werde ich eine Beschreibung abliefern, wie ein analoger Balancer aufgebaut sein kann.

Warnhinweise

Alle hier verwendeten Bilder und Beschreibungen sind abstrakt und haben nichts mit den tatsächlichen Bauteilen oder Werten zu tun. Der Nachbau alleine auf Basis dieses Artikels ist nur dem versierten Fachmann möglich -und der braucht dazu diesen Artikel nicht ;-).

Das Material

Das verwendete Material ist über die regulären Quellen zu beziehen. Es werden keine besonderen Bausteine oder gar zu programmierende µPCs verwendet.

Der Aufbau

Ein analoger Balancer wird gänzlich offen nach den Regeln und Gesetzen der Reglungstechnik aufgebaut.
EVA (Eingabe-Verarbeitung-Ausgabe) findet hier keine Anwendung, da es sich um einen geschlossenen Regelkreis handelt.
Digitale Techniken werden nicht angewendet.

Zunächst sei erwähnt, daß die Bezeichnung Balancer hier -wie in vielen Fällen eigendlich vollkommen falsch ist. Ein Balancer stellt ein Gleichgewicht her. Um aber ein Gleichgewicht zu erzeugen, muss es zwei Objekte in einer Abhängigkeit geben, welche verglichen und manipuliert werden. Das macht das Gerät in diesem Artikel und auch in vielen anderen Fällen aber nicht. Dieser „Balancer“ betrachtet nur ein Objekt, nämlich „seine“ Akkuzelle. Alle anderen Zellen sind ihm vollkommen egal. Er kennt nichts Anderes.
Ab jetzt werde ich daher auch nicht mehr „Balancer“ schreiben, sondern einfach von „der Schaltung“ reden.

Hier ein paar Bilder:

Überwachung mit Unterspannung, Begrenzung und Überspannung.

Das erste physikalische Ergebnis der Platine

Die bestückte Platine für 5 Zellen. Der Kühlkörper ist demontiert.

Die Schaltung überwacht 3 bestimmte Schwellen in der Spannung des Akkus. Dabei wird sie selber über die Akkuspannung versorgt. Das hat zu Folge, daß der Akku auch im Stillstand eine gewisse Leistung dafür aufwendet, seine Überwachung am Laufen zu halten. Eine gewisse Abhängigkeit entsteht also. Alle Schaltschwellen (Werte) sind abhängig vom Typ des Akkus und werden bei der Bestückung auf der Platine fest verdrahtet. So kann im Einsatz durch Vibrationen oder Unkenntnis später kein Fehler passieren.

  • Schaltschwelle 1 ist die Mindestspannung, welche die Zelle haben muss. Ist die Mindestspannung erreicht, so schaltet ein Vergleicher und meldet über eine grüne LED und einen Optokoppler Betrieb. Der Optokoppler ermöglicht es, von Außen das Signal abzugreifen, ohne dabei auf den Stromkreis der Schaltung direkt zuzugreifen. Es ist ein sogenannter potentialfreier Ausgang.
  • Schaltschwelle 2 ist die reguläre maximale Spannung. Wird beim Laden diese Spannung erreicht, so muss entweder das Ladegerät runtergeregelt, oder die überschüssige Ladeenergie irgendwie anderes verwendet werden. Das ist der eigendliche Betriebszustand der Schaltung. In diesem Fall wird einmal eine gelbe LED und ebenfalls ein Optokoppler angesteuert und zusätzlich ein Leistungsbaustein (MOS-FET) soweit geöffnet, das die Spannung an der Zelle nicht weiter ansteigt. Da die Leistung des Ladevorganges nun an dem FET in Wärme umgewandelt wird und der FET seine Grenzen hat, wird über einen kleinen SHUNT der Strom, welcher vom FET abgeleitet wird gemessen. Übersteigt dieser ein gewisses Niveau, so daß der FET Gefahr laufen würde zerstört zu werden, spricht eine weitere Regelstrecke an und steuert gegen das Signal des Steuerung. Wird jetzt also weiterhin Energie in den Akku geführt, wird dessen Spannung langsam weiter ansteigen.
  • Das ist dann die 3. Schaltschwelle. Diese steuert eine rote LED und einen Optokoppler an. Wird jetzt das Ladegerät nicht abgeschaltet, wird die Zelle schaden nehmen -sie wird überladen.

Sollte der FET aus irgendeinem Grund kaputt gehen und sich selber kurzschließen, verhindert eine Sicherung, daß die Zelle dadurch entladen wird. Die Sicherung ist so zu bemessen, daß der FET-Strom passieren kann, aber eine Abweichung nach Oben unmittelbar zur Auslösung führt.

Elektrische Umsetzung

Nachdem die Funktion der Schaltung beschrieben wurde, hier nun ein kurzer Ausflug in seinen technischen Aufbau:
Es wird mit einem einfachen 4-fach Operationsverstärker gearbeitet. Ein OP ist vergleichbar mit einem Ventil.
Dieses Ventil hat zwei Eingänge (+ und -) an denen zwei Spannungen liegen. Ist die Spannung am Eingang + größer, so steuert das Ventil auf. Umgekehrt wenn die Spannung am Eingang - größer als an + ist, steuert das Ventil wieder zu.
Der Trick besteht nun darin, das Signal am Ausgang (auf/zu) auf die Eingänge zurückzuführen. Dadurch entsteht eine Regelstrecke. Habe ich keine Rückführung, kann das Ventil nur „auf“ oder „zu“ sein und es findet kein „dazwischen“ statt.
Für die beiden Schaltschwellen „Mindestspannung“ und „Überspannung“ trifft das auch zu. Es gibt hier keinen Bedarf etwas zu regeln. Es sollen nur zwei Zustände überwacht und absolut gemeldet werden: „ist“ oder „ist nicht“.
Für die Regelfunktion des FETs werden zwei Regelstrecken verwendet. Einmal die Spannungsüberwachung am Akku und einmal die Stromüberwachung am FET. Hier wird auf zwei PI-Regler gesetzt. Ich werde jetzt nicht anfangen, die Regelbegriffe zu erläutern. Schauen Sie in die weiterführenden Links unten, dort sind einige gute Einstiegsseiten bei.
Als Ergebnis des PI-Reglers wird der FET bei Erreichen der Schaltschwelle langsam aufgeregelt. Der überschüssige Strom wird durch ihn durch an der Zelle vorbei geleitet und die Spannung am Akku bleibt konstant. Sollte der Strom die Schaltschwelle der Stromüberwachung erreichen, so regelt diese langsam dagegen. So bleibt der Strom im FET konstant, dafür steigt die Akkuspannung nun langsam an -mit dem Ergebnis, daß die Überspannungswarnung schaltet.
Hier nun die Simulation der Schaltung (Werte und Bauteile sind an den Simulator angepasst und nicht 1:1 für die physikalische Umsetzung verwendbar):

  • Grün ist die Kurve der Akkuspannung
  • Rot ist die Meldung, daß die Mindesspannung des Akkus vorhanden ist
  • Hellblau die Meldung für Überspannung und
  • dunkelblau der Strom im FET

Nachsatz

Die Entwicklung und der Bau einer elektronischen Komponente ist nicht damit getan, irgendwelche Teile wild zusammen zu löten. Es müssen Grenzwerte berechnet werden und es ist immer mit Fehlschlägen verbunden, weil man irgendwas übersehen hat. Ich argumentiere gerne mit dem Preis der auf dem Markt erhältlichen Komponenten und daß das alles viel billiger geht. Grundsätzlich stimmt das und in einigen Fällen fragt man sich wirklich, wie skrupellos man sein muss, um manchen Preise zu verlangen.
Dennoch bitte ich immer daran zu denken, daß da oftmals Jahre an Erfahrung und Investition dranhängen. Und auch die Entwickler solcher Geräte sind Angestellte und wollen nur ihre Familien ernähren. Daß wir heute da stehen und mit billiger Ware aus dem Osten überschwemmt werden, hat vor allem mit unserem eigenen Geiz zu tun. Wenn es also ein Gerät gibt, welches in Deutschland gebaut und gewartet wird und der Preis ist etwas höher, als der des östlichen Konkurrenten, denken Sie mal darüber nach.
Meine Projekte sind niemals als Konkurrenz zu irgend etwas Gleichartigem auf dem Markt gedacht. Es sind Beispiele, wie man es machen kann und was eigendlich dahinter steckt. Ich entwickel nicht Hauptberuflich aber mit Leidenschaft. Also kann auch mal ein Zeitplan nicht eingehalten werden. Die Ergebnisse sollen Hilfe und Anleitung bieten. Natürlich gibt es alles auch im Sinne des Tauschgeschäftes zu bekommen, aber ohne jegliche Garantie oder Gewährleistung, jedoch immer mit Support und Wartung.

Weitere Erfahrungen

Wärme

Sämtliche Energie, die vom Ladegerät dem Akku zugeführt wird und von der Schaltung als „überflüssig“ abgeleitet wird, verwandelt sich am FET in Wärme. Diese Wärme muss abgeführt werden. Dazu sind genaue Berechnungen anhand der Bauteil Datenblätter nötig. Diese Berechnungen zu vernachlässigen führt fast unweigerlich zum Tot der Schaltung oder schlimmeren Nebeneffekten. Das Verführerische ist, daß im Normalfall der Leistungsteil ja gar nicht oder nur minimal zum Einsatz kommt, weil man davon ausgeht, daß ja alle Zellen gleich sind und erst gegen Ladeschluss der Ableitfall kurzzeitig eintritt. Wehe aber, die Zellen sind aus irgendeinem Grund in einer weiten Drift. Das Ladegerät, wenn es nicht mit der Schaltung kommuniziert, sieht nur die Außenspannung des Akkus -also die Summe aller Zellen. Es sieht aber nicht die Verteilung über die Zellen. Hier mal ein Beispiel, von welchen Temperaturen wir hier reden:
Annahme:

  • Die Zelle hat eine Ladeschlusspannung von 4,2V
  • Die Schaltung ist auf 5A Beipasstrom eingestellt
  • Der FET hat einen thermischen Widerstand von 1,73K/W
  • Das Kühlblech hat einen thermischen Widerstand von 3,6K/W

Der thermische Widerstand summiert sich über die Strecke. Wir haben also einen gesamten Widerstand von 1,73K/W + 3,6K/W = 5,33K/W.
Der FET macht bei voller Ansteuerung 5A an 4,2V. Die Leistung ist also 5A x 4,2V = 21W.
Die Erwärmung des Kühlkörpers relativ zur Umgebungtemperatur wird sich also auf 21W x 5,33K/W = 111,93K betragen.
Bei einer Umgebungstemperatur von 15°C erhitzt sich der Kühlkörper also auf etwa: 15°C x 111,93K = 126,93°C.
Um eine Idee der Größe eines solchen Kühlkörpers zu bekommen, der schwarze Rillenkühler auf dem Bild der Platine hat einen Rth von 3,6K/W und ist etwa 50mm x 100mm x 30mm groß.

Siehe auch

Links

balancer.txt · Zuletzt geändert: 2010/09/15 14:31 von inoculator