Start | Fahrzeuge | Technik | Elektrik | Händler | Links
aus Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Drehmoment
Als Drehmoment (engl. Torque) bezeichnet man jene physikalische Größe, die bei der Beeinflussung einer Drehbewegung wirkt. Sie spielt dabei dieselbe Rolle wie die Kraft bei einer fortschreitenden Bewegung.
Das Drehmoment wird in Newtonmeter (Einheitenzeichen: Nm) gemessen und ist das Vektorprodukt von Kraftarm mal Kraft \vec M =\vec r\times\vec F, steht also senkrecht auf beiden. Für das Drehmoment ist daher nur die Kraftkomponente senkrecht zum Kraft- oder Hebelarm wirksam (F´, siehe Skizze).
Wirkt auf den Schwerpunkt eines frei beweglichen starren Körpers eine Kraft, so wird der Körper beschleunigt, das heißt, seine Geschwindigkeit verändert sich. Er führt eine geradlinige Translationsbewegung (Verschiebung) aus. Wird der Körper jedoch an einem Punkt festgehalten, so ist keine Translation mehr möglich, und die Bewegungsmöglichkeit des Körpers reduziert sich auf Rotationsbewegungen (Drehungen) um diesen Punkt. Die Größe, die diese Drehbewegung beeinflusst, d. h. die Änderung der Rotationsgeschwindigkeit verursacht, heißt Drehmoment.
Eine einzelne Kraft \vec F_1 kann keine reine Drehbewegung verursachen. Eine Veränderung der Drehbewegung ohne Änderung der Translationsbewegung ist erst möglich, wenn ein Kräftepaar angreift. Die zweite Kraft wird beispielsweise durch die drehbare Befestigung des Körpers aufgebracht. Ist die zweite Kraft entgegengesetzt gleich der ersten Kraft, \vec F_2 = -\vec F_1, so ist die resultierende Kraft auf den Körper null, und die Translationsbewegung ändert sich nicht. Trotzdem bewirkt das Kräftepaar ein Drehmoment und dadurch eine Veränderung der Drehbewegung. Dabei ist neben der Größe der beiden Kräfte \vec F_1 und \vec F_2 auch der Abstand der beiden Punkte, an denen die Kräfte angreifen, von Bedeutung. Der Abstand \vec r ist ein Vektor, der vom Angriffspunkt der Kraft \vec F_2 zum Angriffspunkt von \vec F_1 zeigt. Zum Drehmoment trägt nur die Komponente r' von \vec r bei, die senkrecht auf der Richtung der Kraft \vec F_1 (oder \vec F_2) steht. r' ist der Abstand, in dem die beiden Kräfte wirken.
Rechte-Hand-Regel: Die Finger zeigen in Richtung der Drehbewegung, der Daumen in Richtung des resultierenden Drehmomentes vergrößern Rechte-Hand-Regel: Die Finger zeigen in Richtung der Drehbewegung, der Daumen in Richtung des resultierenden Drehmomentes
Der Betrag des Drehmomentes ist dann das Produkt von |\vec F_1| mit r', und die Richtung des Drehmomentes ist senkrecht zu der Ebene, die durch die Kraft \vec F_1 und den Abstandsvektor \vec r aufgespannt wird, und zwar in der Richtung, in die der Daumen zeigt, wenn man mit den gekrümmten Fingern der rechten Hand in Richtung der durch das Drehmoment hervorgerufenen Drehbewegung zeigt. Diese Definition hat sich für die notwendigen Berechnungen innerhalb der Technischen Mechanik bewährt, jedoch kann mit der gleichen Berechtigung ein Drehmoment definiert werden, das auf einer „Linken-Hand-Regel“ basiert.
Dieser Zusammenhang zwischen den auf den Körper wirkenden Kräften, dem Abstandsvektor der beiden Angriffspunkte und dem Drehmoment (in Betrag und Richtung) wird in kompakter Form durch das Kreuzprodukt (Vektorprodukt) ausgedrückt. In dieser Darstellung erhält man für das Drehmoment \vec M die Definition:
\vec M =\vec r\times\vec F_1.
Die physikalische Dimension des Drehmomentes ist damit das Produkt aus Kraft und Weg. Im SI-System hat es die (abgeleitete) Maßeinheit Newton-Meter (\mathrm{Nm=kg\,m^2/s^2}).
Wirkt auf einen Körper eine von null verschiedene resultierende Kraft, z.B., weil nur eine einzige Kraft \vec F_1 von außen einwirkt, so wird der Körper nach dem 2. Newtonschen Gesetz beschleunigt. Nach dem d'Alembertschen Prinzip wird dies im beschleunigten Bezugssystem so beschrieben, dass eine Trägheitskraft (Scheinkraft) \vec F_t = -m\vec a berücksichtigt wird. Wenn die Wirklinie der Kraft \vec F_1 nicht durch den Schwerpunkt geht, dann bilden \vec F_1 und \vec F_t ein Kräftepaar, das ein Drehmoment erzeugt (obwohl im beschleunigten Bezugssystem die Summe aller Kräfte einschließlich der Trägheitskraft null ergibt!).
Die Beschreibung des gleichen Vorgangs im ruhenden System (Inertialsystem) kommt ohne Trägheitskräfte aus. Hier bewirkt \vec F_1 sowohl eine Beschleunigung als auch ein Drehmoment \vec M =\vec r\times\vec F_1 und damit eine Winkelbeschleunigung (Beispiel: Anschneiden eines Balles durch seitliches Treten etc.).
Siehe auch: Hauptartikel D'Alembertsches Prinzip
Reale Körper sind keine starren Körper. Das Modell des starren Körpers kann hier nur angewandt werden, wenn die durch die Einwirkung des Drehmomentes hervorgerufene Deformation (z. B. Torsion) des Körpers vernachlässigbar klein ist. Die Definition des Drehmomentes selbst lässt sich jedoch auch auf den Fall übertragen, der die Deformation des Körpers einschließt. Zur Unterscheidung dieses Falles von dem der reinen Drehbewegung wird in der Technik die Größe, die auch die Deformation einschließt, als Moment bezeichnet. Nur im Falle der reinen Drehbewegung kann von Drehmoment gesprochen werden.
Beispiel (Schraubenschlüssel) [Bearbeiten] Beispiel vergrößern Beispiel
Ein praktisches Beispiel zur Veranschaulichung des Drehmomentes ist das Lösen einer festsitzenden Schraube.
Wenn die Schraube horizontal angeordnet ist und man einen Schraubenschlüssel von einem Meter Länge so auf die Schraube aufsetzt, dass der Hebelarm nach links weist, so kann man zum Lösen der Schraube auf diese ein Drehmoment von 100 Nm (100 N · 1 m) ausüben, wenn man das Ende des Schraubenschlüssels mit einer Kraft von 100 N nach unten drückt. Die Schraube muss dabei eine rückhaltende Kraft von 100 N in entgegengesetzter Richtung (nach oben) aufbringen, was z. B. zu einem Verkanten/Verbiegen der Schraube führen kann.
Diese Situation wird mit einem kürzeren Schraubenschlüssel noch verschärft. Um mit einem halb so langen Schlüssel das selbe Drehmoment aufzubringen, wird eine Kraft und Gegenkraft von 200 N benötigt (200 N · 0,5 m). Diese zusätzliche Belastung der Schraube kann komplett verhindert werden, wenn man einen Schlüssel verwendet, dessen auf die Schraube aufzusetzender Sechskant sich in der Mitte des Hebelarms des Schlüssels befindet. Wenn man bei diesem an beiden Enden mit einer Kraft von 100 N in entgegengesetzter Richtung zieht und der Schlüssel eine Länge von einem Meter besitzt, so wird auch hier ein Drehmoment von 100 Nm (100 N · 0,5 m + 100 N · 0,5 m) ausgeübt, aber ohne dass die Schraube die Rückhaltekraft aufbringen muss.
Wenn man einen solchen Schlüssel nicht zur Hand hat, so kann man die Schraube auch dadurch entlasten, dass man mit der gleichen Kraft, mit der man das linke Hebelende nach unten drückt, am anderen Ende (dicht an der Schraube) nach oben zieht.
Das Verständnis des Drehmomentes kann ein Vergleich der bei einer Drehbewegung auftretenden Größen mit den charakteristischen Größen der Translationsbewegung erleichtern: Translationsbewegung Rotationsbewegung Strecke \vec x Winkel \vec \varphi (Positiver Drehsinn entsprechend der Rechte-Hand-Regel entgegen dem Uhrzeigersinn) Geschwindigkeit \vec v=\dot{\vec x} Winkelgeschwindigkeit \vec \omega=\dot{\vec\varphi} Beschleunigung \vec a=\dot{\vec v}=\ddot{\vec x} Winkelbeschleunigung \vec\alpha=\dot{\vec\omega}=\ddot{\vec\varphi} Masse m (Skalar) Trägheitstensor Θ (Tensor zweiter Stufe) Impuls p = mv Drehimpuls \vec L = \Theta\cdot\vec\omega Bewegungsgleichungen Allgemein: Kraft ist mit Impulsänderung verknüpft
\vec F=\dot{\vec p}
Im Falle konstanter Masse m:
\vec F=m\,\vec a
Allgemein: Drehmoment ist mit Drehimpulsänderung verknüpft
\vec M=\dot{\vec L}
Im Falle konstanten Trägheitsmoments J:
\vec M=J\cdot\vec\alpha
In der Technik ist es gebräuchlich, dem Drehmoment unterschiedliche Bezeichnungen zu geben, je nachdem, in welchem Zusammenhang sie wirken:
Man unterscheidet je nach der Richtung, in der Leistung fließt, zweierlei Drehmomente:
1. Antriebsmoment ist das Drehmoment, womit die Maschine etwas antreibt und Leistung abgibt. 2. Abtriebsmoment ist das Drehmoment, womit die Maschine angetrieben wird und Leistung aufnimmt.
Bei den folgenden Größen geht es nicht um die Bewegung, sondern um die Belastung und Deformation der Körper; in der Technik werden sie daher nicht als Drehmoment, sondern als Moment bezeichnet: