Von Münster nach Hamburg


Also ich möchte nun auch einmal mit einer kleinen Story beitragen!

Ich bin Christopher, komme aus Münster und fahre seit über einem Jahr ein weisses Basic-CityEl. Da ich schon seit Jahren bei Greenpeace aktiv bin, war ich natuerlich Feuer und Flamme, als die große "20-Jahre Greenpeace-Deutschland-Party" angekündigt wurde. Das ganze sollte Anfang Oktober in Hamburg stattfinden, also dort wo Greenpeace seinen Hauptsitz hat.

Als ich malwieder mit meinen City-El für eine Apotheke in Münster unterwegs war, um die armen, alten Omis mit Medizin zu beglücken, kam mir DIE Idee: Ich fahre von Münster nach HH mit dem E-Mobil !! Kurz entschlossen rief ich eine Freundin an (die auch bei GP ist) und fragte ob sie nicht Lust hat, mit ihrem E-Mobil die Tour nach Hamburg zu fahren. Leider war ihr die Aktion "einwenig" zu viel...naja...konnt' ich ja schon irgendwie verstehen, denn Zeit für eine große Planung (Ladestops, Übernachtung etc.) war sowieso nicht mehr. Die Freundin bat mir allerdings an, ihr CityEl für eine Tour zu verleihen ....

Die nächste Zeit verbrachte ich also am Telefon um "einen Idioten" für mein Vorhaben zu finden..dann, endlich, sagte mir eine andere Greenpeacerin, die Delia, spontan zu. Sie hatte sich schon vorher in mein E-Mobil verliebt und war schnell dabei, als ich ihr das Angebot machte.

An einem Mittwoch ging es dann los. Wir trafen uns bei unserem Händler Gerd Bruns in Münster. Gerd versorgte uns noch mit guten Tips, einem Zivan-Lader, einem Fronius-Lader sowie einem Wagenheber und allerlei anderem Krams für alle Fälle! ;-) Als es dann fast 13.00 Uhr Mittags war und wir sowieso schon 4 Stunden hinter unserem Zeitplan lagen, fuhren wir endlich los!

Unser erster Ladehalt war in einem kleinen Ort vor Osnabrück, wo wir sofort einen hilfsbereiten Tankwart fanden, der uns natürlich direkt ausfragte...halt das Uebliche: wie weit?, wie schnell?, wie teuer?, wie lange laden?

Nach ca. 2,5 Stunden gings dann weiter nach Osnabrück, wo wir ohne Ladestop weiterfahren konnten. Wir hatten uns fürs Erste ziemlich viel vorgenommen, denn die Fahrt sollte direkt bis nach Bremen (ca. 250Km) führen. Langsam wurde es später und später und wir hangelten uns im 50-60Km-Takt von einer Steckdose zur anderen. Die geniale Idee, endlich mal in der Jugendherberge in Bremen anzurufen, kam leider etwas spät...Resultat: alles belegt! Naja - man lernt halt dazu! ;-) Also, erstmal nach Bremen und dann weitersehen!

In Bassum, einem kleinen Ort ging uns dann entgültig der Strom aus. Es war inzwischen kurz vor 00.00 Uhr und eine kleine bleuchtete Kneipe names "Clou" gab uns letzte Hoffungen. Leider machte die Kneipe ihrem Namen alle Ehre, denn der Besitzer (der auch wohl nicht mehr so ganz nüchtern war) wollte uns klar machen, daß sie keinen Strom haben! Naja, soll ja vorkommen...besonders dann, wenn das ganze Haus hell erleuchtet ist! ;-) Jetzt mußten wir erfinderisch werden.....und so sah man uns bald bewaffnet mit einem Handy-Ladegerät (um eventuelle Steckdosen auf Strom zu überprüfen) durch Bassum ziehen. Die Außensteckdosen bei Lidl waren abgeschaltet und einige, wenige Passanten konnten nicht aushelfen.. die meisten schenkten uns auch nur ein unglaubwürdiges Lächlen. Wir verfolgen jedes Kabel und alles was irgendwie auf rettende Kilowattstunden deutete.

Delia entdeckte am Bahnof, der ziemlich verfallen war, eine uralte Steckdose, die zur Prüfung mit dem Ladegerät erstmal von Dreck und Spinnenweben befreit werden mußte. Das Ergebnis lößte bei uns einen Freudentanz aus - Handy läd! Also holten wir unsere E-Mobile vom Lidl-Parkplatz und fuhren mit dem letzten Ampere auf den kleinen Parkplatz am Bahnhof. Damit's nicht so ungemütlich wird, hatten wir uns für die 2-3 Stunden Ladepause vom Müll einige Sofakissen ausgeliehen. Am Bahnhof machten wir dann schnell Bekanntschaft mit einem netten Herrn vom Stellwerk nebenan, der uns noch eben Besteck geschenkt hat, damit wir unser nächtliches Süppchen löffeln konnten.. so gegen 03.00 Uhr gings dann weiter nach Bremen.

Leider hatten wir auch in Bremen kein Glück einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Wir verfuhren uns ziemlich und landeten plötzlich mit fast leeren Batterien auf einer Kraftfahrstraße...wirklich, ein nicht besonders beruhigendes Gefühl! Inwischen muß es wohl so 0.05 Uhr gewesen sein und wir taten das, was man in so einer Situation tun muß: Im EL übernachten! (wirklich, das geht!! )

Gegen 8 Uhr war dann für uns die Nacht vorbei und wir begaben und wieder auf Stromsuche. Die Rettung war ein Tierheim ganz in der Nähe, dem wir dann mit einer kleinen Spende für die armen Hunde und Katzen für den Strom gedankt haben.

Glücklicherweise waren wir am Abend vorher bei unserer Irrfahrt durch Bremen so gefahren, daß wir schon auf der passenden Strecke nach HH waren. Der Donnerstag verlief doch etwas ruhiger und wir waren zuversichtlich am Abend noch im Greenpeace-Lager in HH einzutreffen! Wieder trafen wir auf nette Leute, die uns mit Strom versorgten bis wir gegen Abend in Buxtehude (ca. 40km vor HH) ankamen.

Als wir die Polizeistation sahen, schien der nächste Ladestop gefunden, denn wie heißt es so schön? "Die Polizei - der Freund und Helfer". Der Beamte meinte nur grimmig "Das geht nicht - Können wir nicht abrechnen!". - Tja, das ist eben deutsche Bürokratie! Es ist ja auch nicht so einfach eine DM zu verrechnen! ;-)...Der Gärtner/Hausmeister der Feuerwehr war da jedenfalls ganz anders! "Klar - Steckt euch ein und wenn ihr fertig seit, könnt ihr einfach fahren" Sowas hört man doch als genervter Stromtanker am liebsten! *g

Inwischen hatten Delia und ich überlegt, doch nicht mehr am selben Abend bzw. in der Nacht nach HH zu fahren sondern erst einmal auszuschlafen! Schnell war ein Hotel gefunden und das Zimmer eingerichtet.

Am Freitag gings dann zum Endspurt...die letzten Kilometer nach Hamburg! Ich hatte mich schon wieder auf eine lange Irrfahrt in Hamburg eingestellt, als wir durch reinen Zufall im Greenpeace-Lager vorbeikamen, dort war das Hallo groß und wir erklärten den neugiergen Leuten die Autos - natürlich durften auch Probefahrten nicht fehlen! Da wir noch Zeit bis zum Partybeginn hatten und die Autos wieder geladen waren, konnten wir ja nicht einfach rumsitzen! Also, was macht man da? Na klar, eine Stadtrundfahrt mit Zwischenstop bei Conrad-Elektronik ! Delia, die sich inzwischen auch wieder erholt hatte und die Finger nicht vom E-Mobil lassen konnte, war auch sofort wieder dabei! Schnell steckten wir im dicksten Hamburger-Verkehr, konnten uns aber dank unserer Funkgeräte und eines Stadtplans den Weg zu Conrad bahnen.

Der Rückweg gestaltete sich allerdings doch etwas schwiriger und so kam es, daß wir wieder etwas verwirrt durch Hamburg fuhren....immer im Blick: das Voltmeter! Ich weiß gar nicht mehr genau wie wir es geschafft haben, jedenfalls kamen wir mit blinkender "Batt.-LED" im Lager an, als die Party schon im Gange war. Tja, wer keinen Streß hat, macht sich eben welchen! *g

Die Party war super und auf Details möchte ich hier lieber verzichen! ;-)

Am Samstag war dann die Rückfahrt angesagt. Ich denke, ich muß nicht erwähnen, daß wir natürlich viel später als geplant losfuhren! Wieder trafen wir auf viele freundliche Leute, die eine Steckdose für uns hatten. Leider zeichnetete sich ab, daß wir auch diemal das (reservierte) Zimmer in der Jugendherberge in Syke nicht pünktlich erreichen konnten.

Kurz vor Syke war es dann passiert: Kein Strom mehr! Also, gingen wir wieder auf Steckdosenjagt. Diesmal half uns eine nette Familie aus, die uns gleich zu sich ins Wohnzimmer eingeladen hat. Aus den ursprünglich geplanten 30 Min. Ladezeit wurden auf einmal fast 2 Stunden, denn wir unterhielten uns angeregt über E-Mobile, Greenpeace und Umweltschutz. Das Ehepaar war sichtlich erfreut über den unverhofften Besuch, denn sie mußten sich wachhalten um ihre 13-jährige Tochter von ihrer ersten Party abzuholen. - da fragt sich nur, wer am nächsten Morgen mehr zu erzählen hatte! ;-)) Die Dame des Hauses buchte uns direkt ein Hotel im nächsten Ort, wo wir dann so gegen 23.00 ankamen.

Die Wirtin des Hotels war begeistert! Elektroautos - sowas hatte sie noch nicht gesehen! Strom - kein Problem! Allerdings wollte sie kein Kabel durch das offene Fenster legen und so schlug sie vor: "Fahrt doch in den Festsaal!" Ich fragte nocheinmal, denn sowas hatte ich noch nicht gehört, und wirklich - wir durften über den guten Teppich direkt ins Hotel fahren. Beim Einparken geschah es dann: Klirren, Scherben und Tellerreste verteilten sich auf dem Boden! Die Chefin hatte vor Begeisterung einen Stapel Teller übersehen und diesen beim Zurücktreten umgeworfen! Glück gehabt, Delia und ich waren unschuldig! ;-)

Am nächsten Morgen wurden wir freundlich verabschiedet und traten die letzte Etappe an. Tankstellen, ein Krankenhaus und Delia's Großeltern versorgten uns mit Strom. Am Sontag um 22.00 Uhr waren wir wieder zuhause! Völlig am Ende! Und mit dem festen Entschluß "Nie wieder!"

Inwischen sind wir uns einig, es war eine Super-Tour. Wir haben viel erlebt, viele interessante Diskussionen geführt und einfach nur Spaß gehabt! Die Tatsache, daß wir die Ladestops nicht geplant hatten und einfach drauflos gefahren sind, hat die Sache noch spannender gemacht.

Die Resonanz war bis auf einige kleine Ausnahmen (Gruß an die Polizei) sehr positiv! Interesannt war auch, daß die meisten Leute das CityEl gar nicht kannten. Fragen wie "Sowas gibts?" waren an der Tagesordnung, daß das City-El so beliebt ist, hätte ich nicht gedacht. Und das Beste: Stromkosten von nur 8DM pro E-Mobil für die ganze Tour! (insgesamt ca. 800km)

Ich kann es jedenfalls kaum erwarten, bis es wieder Sommer wird! Was ich im Urlaub mache, ist jedenfalls sicher!

schöne Grüße aus Münster, Christopher