Tag der Firmen in Aub

Am 10/03/02 veranstaltete das kleine mittelfränkische Städtchen Aub einen Tag der Betriebe, an dem sich auch die Firma Citycom AG beteiligte.

Ich konnte die Firma am Sonntag besuchen.

Die Firma befindet sich im neuen Gewerbegebiet am Ortsrand auf einer Anhöhe. Die Gebäude sind moderne Zweckgebäude mit genügend Platz für eventuelle Erweiterungen.

Es waren mehrere Fahrzeuge betriebsbereit für Probefahrten, was auch gerne angenommen wurde. In erster Linie waren ortsansässige die Besucher, es kamen aber auch einige Netuser.

Grundsätzlich muss ich einmal eine Lanze für den Herrn Nestmeier brechen: Es gab ja bekannterweise schon viele versuche E-Fahrzeuge in den Markt einzuführen und sicherlich auch interessante Konzepte (Hotzenblitz...)doch keines konnte am Markt bestehen. Unser El aber besteht schon seit über 10 Jahren und ist das derzeit meistgebaute und anzutreffende Elektrofahrzeug.(ausserdem das billigste) In Deutschland gibt es ca 2000 E-Fahrzeuge, 1500 sind El!

Es gehört schon ein gewisses Mass an Idealismus, eine Vision, ein Konzept und der Wille zur Umsetzung dazu , dass eine solches Fahrzeug so lange am Markt bestehen kann.

Wer unterschiedliche (E)-Fahrzeuge nutzt wird bald die Vorzüge feststellen: nicht nur der unschlagbar niedrige Energieverbrauch, das lautlose dahingleiten, dass nicht einmal die Vögel am Strassenrand auffliegen, das einfache Parkplatzfinden, die unkomplizierte Technik.

Wenn man weiter bedenkt, dass nur etwa 200 der El-Fahrer im Net sind, fahren die anderen 1300Fahrzeuge z.b. in Apotheken, oder anderen Institutionen und benötigen ein einfaches betriebssicheres Fahrzeug. Und dieses Klientel ist die Richtschnur für weitere Entwicklungen:

Die Firma Citycom besteht ja nur aus 12 Leuten und die müssen alle notwendigen Funktionen wie : Geschäftsleitung, Dispositition, Buchhaltung, Logistik, Arbeitsvorbereitung, Musterbau, Versuch, Entwicklung, Qualitätssicherung , Und nicht zu vergessen Fertigung und Endkontrolle, Auslieferung ausfüllen!

Derzeit werden monatlich ca 25 Fahrzeuge gefertigt, also 300 im Jahr. Anlehnend an die Automobilindustrie werden auch zukünftig günstige "nackte" Einsteigermodelle produziert. Die sind dann zwar kostendeckend aber Gewinn wird mit den Optionen gemacht: also

Neues:

In unterscheidlicher Resonanz wurde das neue HF-Ladegerät im Forum kommentiert. Fakt ist, das dieses Gerät in Klein-Serien bei einer Elektronikfirma gefertigt wird. Von den monatlich 20 gelieferten Geräte gehen ca 10 in Neufahrzeuge und die anderen gehen an die aufgelisteten Kunden. Falls eines ausfallen sollte, kann dies natürlich sofort und unproblematisch moniert werden. Also bitte etwas Geduld!

Das besondere an dem Lader ist, dass er sowohl 36 als auch 48V Laden kann Als Batterietypen kommen neben Blei auch NC in Frage. Ladeleistung ca 30A also 1500W

Es gibt einige vorprogrammierte Kennlinien, über Brücken anwählbar, und eine Schnittstelle, über die eine kundenspezifische einprogrammiert werden kann.

Es wir unter dem Sitz anstatt des vorhandenen Ladeprint montiert.

Das besondere an diesem Lader ist der Ladungsvolumenspeicher: Mit diesem kann über einen Zeitraum der letzten 1 1/5 Jahre rückwirkend jede Ladung und somit die Lademenge ausgelesen werden. Entsprechende Software und ein Schnittstellenkabel werden zukünftig angeboten. Preis des Laders ca 500 Euro Wer allerdings ein Fahrzeug jünger als 3 Jahre hat, kann auf Anfrage den vorhandenen funktionstüchtigen Lader gegen Aufpreis von (???) gegen den neuen tauschen!

Ganz unschein bar aber als Wolf im Schafsfell entpupte sich ein weisses Fahrzeug:

Der Antrieb bestand aus einem Lynch-Motor!

Der Motor war seitlich verschoben eingebaut und soll ab Herbst als Option oder Umbausatz erhältlich sein.

Die Fahrleistungen: besser als der Orginalantrieb- der eigentliche Fortschritt ist der bessere Wirkungsgrad: gegenüber dem Orginalantrieb mit maximal 70 % hat er ab 30A über 80% und von 40-200A etwa 90%!!! Der Abzug ab Schrittgeschwindigkeit wirklich gut! Damit sollen mit Standdardbatterien Reichweiten von 70 Km möglich sein!

Thema Batterien:

Ein Teststand wurde angeschafft und mit dem können täglich im 4Std Rhythmus Entlade und Ladezyklen gefahren werden um neue Batterietypen auf "Herz und Nieren" zu testen.

Es gibt einige neue Batterietypen z.b. eine Nickel-Zink Batterie die zum einen wesentlich leichter ist und eine höhere Entladetiefe besitzt, (Cnenn90Ah). Allerdings ist der der Innenwiderstand auch etwas höher und somit kann diese Batterie ihre Vorteile nur in Zusammenarbeit mit einem effizienten Motor und einer nicht zu langen Übersetzung, Sprich 50Km/h Abstimmung ausspielen. Reichweitenziel 100Km!

Das seitliche Verschieben ermöglicht einen zusammenhängenden Batteriebauraum mit 35cm x 70cm der für zukünftige Batteriekonzepte besser geeignet ist.

Wer kein Versuchskaninchen sein will muss die Ergebnisse abwarten.

Als Serienbatterie soll auch eine NC-Batterie erhältlich sein; dafür entsteht gerade in Zusammenarbeit mit Sanyo ein Konzept basierend auf 5Ah Strings die einzelne Ladecontroller besitzen. Diese Ladecontroller sollen Unsymmetrien verhindern.

Es wäre sogar möglich modular, je nach Bedarf, verschiedene Stringanzahlen zu fahren und Strings unterschiedlichen Altern miteinander zu koppeln; Ladezeit 2 Std, Fahrleistung bis 100Km! Allerdings gibt es noch keinen Terminplan bis die ersten Fahrzeuge damit Rollen.

Wer weiß was die Firma Ballard produziert darf gespannt sein wann deren Produkt im El einbaut erhältlich ist, 1,2Kw reichen für 50Km/h. Reichweite mit einem 30l Tank >200Km!

Aber da es am Anfang natürlich teuer ist kommen nur institutionelle Abnehmen in Betracht Es gibt auch noch kein Tankstellenetz für dieses Medium, man ist noch auf den Gashandel angewiesen.

Steller:

Das Reku erwünscht ist und die Richtungsschütze ein Störquelle darstellen ist bekannt. Die Lösung könnte ein 4Q Steller sein der diese Funktionen alle beinhaltet. Er ist ausserdem bis 48V spannungsfest und verfügt über zahlreiche, digital einstellbare Parameter. Lieferbar ab `03. Es ist davon auszugehen dass die bevorstehende Einführung des 42V Bordnetzes als Abfallprodukt auch einige Inovationen für unser Fahrzeug bringt!

Ein Rundgang durch die Produktionshallen zeigt die Fertigungsmittel und Arbeitsplätze der Mitarbeiter.

Eine Halle war sozusagen eine Staubhalle, dort findet das ausschäumen und ausfräsen statt.

In der 2. Halle ist die Montage. Diese Methode von getrennten Hallen ist auch bei Kfz-Herstellern usus-

Und das 3. Gebäude beinhaltet Büros und Showroom. Dort werden Fahrzeuge ausgestellt und findet die Fahrzeugübergabe bei Selbstabholern statt. Für den Fahrzeugtransport stehen verschiedene Optionen von 1-6 Fahrzeugen zur Verfügung.

Im großen und ganzen darf Herrn Nestmeier gedankt werden und beglückwünscht zu seinem Mut Fertigungshallen zu bauen. Dem Produkt kommt es sicherlich zu gute. Und dem Fertigungspersonal natürlich auch. In so einem angenehmen Ambiente kann mit motivierten Mitarbeitern ein marktfähiges Produkt entstehen.

Neue Märkte sind auch in Sicht- dort wo täglich kurze Strecken günstig überwunder werden sollen ist unser Fahrzeug genau richtig- also soll sich niemand wundern wenn der Pflegedienst demnächst mit einem El anrollt...

Text: Reinhold Schebler
Bilder: Reinhold Schebler, Harald Meyer